Recklinghausen, die Pinkernell und die Jesuiten
Spurensuche in der Frühen Neuzeit
NOCH BIS MÄRZ 2026 ERHÄLTLICH!
"Es lebte einst in Recklinghausen eine schöne Jungfer. Doch obwohl sie schön und auch reich war, wollte sich kein Mann finden, der sie genommen hätte."
Olaf Manke und Alfred Stemmler haben sich auf den Weg in die Frühe Neuzeit gemacht, um mehr über die mysteriöse Sagengestalt einer unverheirateten, scheinbar ultrafrommen und angeblich betrügerischen Kauffrau herauszufinden.
Für die reale Person Maria Theresia Pinkernell, die im 17. Jahrhundert tatsächlich die Recklinghäuser Geschichte mitbestimmt und durch fromme Stiftungen noch lange beeinflusst hat, sind nur wenige direkte Nachweise aufzufinden. Um dennoch eine schärfere Umrisslinie ziehen zu können als die offensichtlich als Verleumdungskampagne angelegte Sage, mussten die Autoren das Umgebungsbild verdichten. Dazu sichteten sie zahlreiche historische Quellen.
Personen und Sachverhalte, die im Nebel des Vergessens schon fast verschwunden waren, tauchten bei der Arbeit an dieser Jahrhundertgeschichte wieder auf und lassen das Lebensgefühl der damaligen Zeit wiedererstehen.
Mit ihrer Forschungsarbeit heben die Autoren nicht nur eine bedeutende, aber fast vergessene Persönlichkeit der Stadtgeschichte wieder ins Licht. Sie vermitteln in der regionalen Betrachtung kultur- und sozialhistorische Einblicke in eine Zeit der konfessionellen und politischen Machtkämpfe, der Naturkatastrophen und tiefgreifender globaler Veränderungen.
328 Seiten
mit vielen Abbildungen und einer umfangreichen Zeittafel
Erscheinungsjahr: 2022
ISBN: 9783 753 42469 9
Größe: 21 x 21 cm
Preis: 26,90 €
Aus dem Geleitwort
Ein erstaunliches Buch präsentieren uns Olaf Manke und Alfred Stemmler. Eigentlich ging es (zunächst) nur (!?) um eine „Sagengestalt“, die „Juffer Pinkernell“, eine aber keineswegs „fiktionale“ Person, wie die reale Kelchstiftung in der Schatzkammer von St. Peter bezeugt. Diese edle Spenderin vom Phänomen einer „üblen Nachrede“ in überlieferten Erzählungen zu befreien, war allein schon ein bemerkenswertes Unterfangen. ...
Georg Möllers, 1. Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen e.V.
Erster Beigeordneter der Stadt Recklinghausen a.D.
Noch im Mittelalter eine Stadt im wirtschaftlichen, politischen und konfessionellen Aufbruch, versank Recklinghausen im 16. und 17. Jahrhundert durch Kriege, politisch-religiöse Einförmigkeit und persönliche Bereicherung im Schuldensumpf und war schließlich bis zur Ansiedelung der Montanindustrie nur noch ein finanziell und kulturell ausgeblutetes Ackerstädtchen.
Verleumdet und geschmäht und doch bewundert und geehrt; so kann man kurz und knapp die widersprüchliche Wahrnehmung dieser erfolgreichen Geschäftsinhaberin des 17. Jahrhunderts zusammenfassen. Doch warum hielt sich über dreieinhalb Jahrhunderte hinweg im Wesentlichen das negative Bild dieser bemerkenswerten Frau? Und warum entwickelte sich eine verleumderische Erzählung um sie?
Im Jahr 1702 nahm zum ersten Mal ein Jesuit seine gegenreformatorische Arbeit von Recklinghausen aus auf. Die hochgebildeten und weitgereisten Missionare wurden seit der Ordensgründung genauso zwiespältig wahrgenommen wie die Stifterin ihrer Recklinghäuser Niederlassung. Doch in der Vestmetropole waren sie bis auf eine kurze Episode offensichtlich gern gesehen.
Eine Jahrhundertgeschichte der Stadt und des sogenannten "Kölschlandes" und das Auftauchen einer widersprüchlichen Volkserzählung im 18. und 19. Jahrhundert.
Von der Gründung des Ordens bis zum Leben im Recklinghäuser Missionshaus. Wie kamen die Missionare ins Vest Recklinghausen und was taten sie hier?
Familiäre Verhältnisse, Kindheit und Jugend, ein frommes, zölibatäres Leben in unsicheren Zeiten und die Übereignung des gesamten Grundbesitzes an den Orden der Jesuiten.
"Die gute alte Zeit"? Mitnichten. Katholizismus und Frühkapitalismus, großbürgerliches Standesbewusstsein und kleinkariertes Denken, politische Hilflosigkeit und rückschrittlicher Aberglaube kennzeichneten diese Epoche.
Unübersichtliche Maße, Verwirrende Geldsysteme und wie man im 17. Jahrhundert trotzdem äußerst profitablen Handel betrieb.
Eine Zeittafel mit den markantesten Spitzlichtern der regionalen, nationalen und globalen Geschichte.
Die Familie (von) Schaumburg und der bisher einzige nachweisbare Recklinghäuser Jesuit dieser Familie. Von gräflicher Herkunft zu bürgerlichen und konfessionellen Privilegien.
Ein Fazit, ein Register und ein umfangreiches Quellenverzeichnis laden zu weiteren Forschungsaktivitäten und zur Vertiefung der in diesem Buch vermittelten Informationen ein.
Ein sehr guter Artikel von Silvia Seimetz erschien in der Lokalpresse auf der ersten Lokalseite und war auch auf der Titelseite angekündigt.
Hier ist der Artikel komplett zu lesen (PDF).
"Die Geschichte habe ich als Kind kennengelernt. Es hat mich schon damals instinktiv irritiert, dass man eine Betrügerin mitten in der Kirche beerdigt. Da konnte etwas nicht stimmen. Das musste geklärt werden."
"Es gab viele offene Fragen, die beantwortet werden wollten. Außerdem schien es notwendig zu sein, einen posthumen Rufmord aufzuklären."